Spekulative Spelunkenkunde
Das neue Programm des Odenwälder Shanty Chors: DORSCHt
Schon für die Wikinger war der Dorsch der Fisch der Fische. So unvorstellbar groß waren die Schwärme im Nordatlantik, dass sie die Fahrt der Schiffe bremsten, die ihnen folgten. Kaum weniger gewaltig aber war der Drang der Matrosen, dem Körper Flüssigkeit zuzuführen. Verwundern kann das kaum, waren die Männer doch immer wieder monatelang von Wasser umgeben, das wie zum Hohn nicht trinkbar war. So schuf der Lebensraum des Dorschs den Dorscht, der erst an Land gestillt werden konnte.
Nicht nur Schann Scheid, Held der sieben Weltmeere aus Fränkisch-Crumbach, wusste es genau: „Einzig das Land macht die Mannschaft kaputt“. Und so verblassten die Gefahren der Stürme um Kap Hoorn, der unberechenbaren Strömungen in Kattegat und Skagerrak, der piratenverseuchten Straße von Malaysia vor den bedrohlichen Freuden des Landgangs. Die gefährlichsten Ecken der Weltmeere lauerten an deren Ufern. Aber auch die schönsten.
„DORSCHTt“, das neue Programm des Odenwälder Shanty Chors, geht diesen Höhepunkten maritimer Kneipenkultur auf den Grund. Auch in ihrem zwölften Programm folgt die Kulttruppe um Chorleiter Matz Scheid und Texter Manfred Maser den Spuren des sagenumwobenen Odenwälder Seefahrers aus Fränkisch-Crumbach, die dieses Mal die Schwellen der Seemannskneipen in aller Welt überschreiten.
Prof. Dr. Alfons Netwohr vom Institut für spekulative Heimatgeschichte betreibt dazu mit erstaunlich trockenem Humor spekulative Spelunkenkunde, während der Chor in gewohnt gekonnter Manier Seemanns- und andere Lieder zum Besten gib. Lieder, die dort gesungen wurden, wo der Dorscht gelöscht war, doch der Wunsch zu trinken blieb.